Thursday, February 17, 2011

Great and Small Provocations in Wilna/Vilnius: July and September 1941

Source: The report is found in the Military Archive Freiburg.  403 KTB Anlagen (filed between 26 August and 4 September 1941 in the Anlagen, although undated the report is almost certainly written around 15 July 1941).  The second text is a translation of a Bekanntmachung (Public Notification) issued by Hingst, Commander of Wilna, translation by Arad.

Comment Both seem to describe "provocation" type events although at different dates.  The one of mid July is found in the Einsatzgruppen Reports.  The one of end August and lacking in umlausts, is also found mentioned in the Jaeger Report but not in the Einsatzgruppen Reports.


Text 1
Bericht ueber die Taetigkeit des Div.Stabes in Wilna
I.) Einsatz
Bei Eintreffen des Div.Stabes befand sich in Wilna ein vom AOK 9 eingesetzter Stabsoffizier mit der Bezeichnung ‘Militärbefehlshaber von Wilna und Umgebung’. Ihm unterstanden 2 Bataillonen, die vom AOK 9 zurück gelassen waren. Der Offizier, Oberstleutnant von Ostmann, pflegte gute Beziehungen zu einehm litauischen ‘Bürgerkomitee’, das sich in der Stadt gebildet hatte, geleitet von dem Präsidenten ‘Zakevicius’, Universitätsprofessor in Wilna. Stellvertreter Universitätsprofessor ‘Jurgutis’ (1922 litauischer Aussenminister). Diese Komitee sah sich in seinem Bestreben, eine rein litauische Politik zu betreiben, nicht gehindert. Obgleich die litauische Bevölkerung in Wilna nur etwa ¼ der gesamten Bevölkerung ausmacht, die Polen aber in der Stadt überwiegen, befand sich kein Pole in Bürgerkomitee, auch kein Weissrusse. Juden waren selbstverständlich auch ausgeschlossen. Der führende Kopf im Komitee ist Professor Jurgutis, der mit führenden kreisen in Kowno rege Verbindung unterhält und anscheinend von dort Weisungen bekommt.
Der Oberbefehlshaber der 9. Armee, Generaloberst Strauss, suchte mich in Wilna auf und befahl mir, dafür zu sorgen,
1.) dass hier keine litauische Politik betrieben wird, sondern ausschliesslich deutsche,
2.) das keine ‘Etappe Gent’ entsteht.
Oberstleutnant von Ostmann verliess die Stadt, mit ihm die beiden Bataillonen der 9. Armee. Diese mussten sofort ersetzt werden. Dazu stand nur die Eingreifgruppe und das Wach Batl. 705 zur Verfügung, auf die ich ungern zu Wachzwecken zurückgriff. Es wurden daher das III./IR 406 und das Wach Btl. 705, unter Führung des Kommandeurs des Lds.Schtz.Rgt. 85, Major Graf von Roedern, eingesetzt.
II.) Das Bürgerkomitee
Es wurde in seinen Funktionen belassen. Es kam mir dabei darauf an, den Litauen selbst die Verwaltung der auf über 300 000 Einwohner angewachsenen Stadt, durch Zuzug von Flüchtlingen, den Litauern selbst zu überlassen und ihnen alle unangenehmen Massnahmen (Kürzung der Lebensmittelrationen u.a) zuzuschieben.
Der sehr energische Verwaltungschef der Division, Dr. Dengel, Bürgermeister in Würzburg, unterzog sich mit grossem Geschick der Aufgabe, das viel zu gross gewordene Bürgerkomitee in seine Schranken zurückzuweisen und ihm alle politische Bestrebungen (Vorbereitung eines selbständigen litauischen Staates), gründlich auszutreiben. Er hielt dazu für erforderlich, dass alle Mitglieder des Komitees eine Loyalitätserklärung unterschrieben, in der sie sich ausdrücklich verpflichtet haben, die deutschen Interessen in den Vordergrund zu stellen und sich für eine gleichmässige Behandlung der verschiedenen Bevölkerungsschichten einzusetzen. Dr Dengel glaubt, dass wir damit das Komitee besser in der Hand haben und nun gegen Übergriffe schärfer einschreiten können. Eine Zusammensarbeit von Litauern und Polen in der Stadtverwaltung erscheint ausgeschlossen. Wenn das jetzige Komitee versagen solte, was durchaus im Bereich der Möglichkeit liegt, müsste es abgesetzt und durch ein polnisches Komitee ersetzt werden. Dieses würde dann ebenso schroff den litauischen Bevölkerungsteil unterdrücken; denn die Spannungen zwischen beiden sind sehr stark. Das Einsetzen eines weissrussischen Komitees kommt nicht in Frage, da die Weissrussen nur einen Teil der bäuerlichen Bevölkerung ausmachen und völlig ohne Einfluss und Bildung sind.
Auf die Dauer ist hier eine reindeutsche Verwaltung möglich. Diese muss also das nächste Ziel sein, wenn die Sicherungsdivision weiter nach Osten verlegt wird. Denn ein unbeaufsichtigtes Weiterregieren des jetzigen Bürgerkomitees ist ausgeschlossen.

III.) Der litauische Aufbaudienst
Die Litaurer sind die geschworenen Feinde der Bolschewisten. Die Russen haben daher keine litauische Verbände an der Front eingesetzt. Die gesamte bolschewistische Verwaltung der Stadt Wilna hat sich gleich bei Kriegsausbruch gedrückt und die Stadt unzerstört sich selbst überlassen. Die Litauer behaupten, dass sie selbst die russischen Truppen mit Waffengewalt aus dem Lande vertrieben hätten. Eine Nachprüfung ist z.Zt. nicht möglich.
Bei Eintreffen des Div.Stabes befand sich eine etwa 3 600 Mann starke litauische Truppe in der Stadt, die in verschiedenen Kasernen untergebracht war. Ihr Stab lag und liegt in einer ‘Kommandantur’; Führer ist ein Oberstleutnant. Die Truppe ist gut angezogen und in der Hand ihrer Offiziere. Sie macht einen soldatisch guten Eindruck und kann mit bolschewistischen Massstäben nicht gemessen werden.
Die Frage, wie diese Truppe zu behandeln sein, war schwierig. Sie völlig abszuschaffen, zu entwaffnen und sie gar in Gefangenschaft abzuführen, hätte einen Sturm der Entrüstung und sicher offenen Widerstand hervorgerufen. Es kam also darauf an, ihre antibolschewistische Einstellung auszunützen und sie zu Sicherungs- und Bewachungszwecken einzusetzen. Dazu ist sie besonders geeignet. Als Truppe musste sie verschwinden. Sie erhielt daher die Bezeichnung ‘Aufbaudienst’ und wurde eingeteilt in Sicherheitsdienst,. Polizeidienst und Arbeitsdienst. Jeder der 3 Teile ist 550 Mann stark und steht unter Führung seiner Offiziere.
An Bewaffnung sind dem Sicherheitsdienst Gewehre, dem Polizeidienst Pistolen zugestanden. Der Arbeitsdienst ist unbewaffnet. Jeder Angehörige trägt eine weisse Armbinde, die von der Feld Kdtr ausgeeben und gestempelt ist. Der Aufbaudienst ist dem Feldkommandanten unterstellt.
Die Umbildung ist noch nicht voll durchgeführt. Die Feld Kdtr. hat aber dem Aufbaudienst nur noch eine von deutschen Truppen eingeschlossene Kaserne beschlagnahmt. Alle nicht zum Aufbaudienst gehörigen bisherigen litauischen Soldaten dürfen nicht mehr Uniform tragen. Ausbildung und Versorgung des Aufbaudienstes liegen ausschliesslich in litauischen Händen.

IV.) Die Feld-Kommandantur
Ich habe zunächst die Feld Kdtr 749 in Wilna eingesetzt. Der Feldkommandant war aber zu alt und den schwierigen Verhältnissen nicht gewachsen. Generaloberst Strauss hatte denselben Eindruck. Ich habe dahrer schon am 2. tag die Feld Kdtr 814 von Werenow nach Wilna gezogen und in Werenow die neue Feld Kdtr 181 eingesetzt. Feld Kdtr 749 wurde nach Trokinowe verlegt.
Der Feldkommandant 814, Oberstleutnant Zehnpfenning der mir noch in Deutschland auf meinen Wunsch zur Ablösung eines weniger geeigneten österreichischen Kommandanten überwiesen worden war, ist ein besonders befähigter und geeigneter Offizier. Ich habe ihm eien Orts Kdtr I (Kommandant Major Schwerdtfeger) und als Quartieramt eine Orts Kdtr II unterstellt. Er ist mir im Stadtgebiet für alle militärischen und Verwaltungsfragen allein verantwortlich. Er erfasst die lagernden grossen Bestände und sorgt für ihre Bewachung. Da diese in zahlreichen Lägern über die ganze Stadt verteilt sind, ist vorläufig eine Fülle von kleinen Wachen notwendig, sodass die Truppe durch Wach- und Streifendienst sehr stark beansprucht ist. Dies lässt sich erst allmählich durch Zusammenlegen ändern.

V.) Versorgung
Da mehrere Divisionen der 9. Armee durch Wilna marschiert sind, war es unvermeidlich, dass sich die Truppen auf dem Wege der Selbsthilfe aus den hier lagernden Beständen versorgten. Dies wurde dadurch erleichert, dass die russische Verwaltung alle Bestände in Lägern zusammen gefasst hat. Wer also ein solches Lager fand, konnte es leicht aufbrechen und ausräumen. Dies ist allmählich besser geworden. Die Bestände sind erfasst und militärisch bewacht. Einzelverkauf ist bisher weder an die Truppe noch an die Bevölkerung freigegeben. Einzelne Läden sollen aber ab morgen geöffnet werden, um berechtigte Kaufbedürfnisse der Truppen zu befriedigen. Alle Lebensmittel sind in einem AVL vereinigt und werden dort gemeinsam verwaltet. Das Bürgerkomitee ist aufgefordert, die Lebensmittel zu rationieren und Karten auszugeben. Juden bekommen nur die Hälfte der Ration der anderen Bevölkerung.

VI.) Kriegsgefangene
Auf Befehl der 9. Armee werden in diesen Tagen grosse Massen von Kriegsgefangenen nach Deutschland in Marsch gesetzt. Die Bewachung der Marschgruppen, die in Etappen zurückgeführt werden, wird durch Truppen der Division sichergestellt. Die im Gebiet Wilna aufgebracvhten russischen Soldaten werden hier in einer Gefangenen-Sammelstelle gesammelt und den Marschgruppen angegliedert.

VII.) Fürsorge
Zusammen mit dem Div. Stab traf ein Teil der Propagandakompanie der 9. Armee unter Führung eines Legationsrates Dr. Schlemann ein. Da dieser sehr selbstherrlich vorging und Massnahmen traf, die meine Anordnungen zu durchkreuzen drohten, errbat ich bei der Armee die Abberufung des Legationsrats,. was auch sofort geschah. Die zurückgebliebene Propagandastaffel Baltikum III wurde der Feld Kdtr unterstellt. Sie sieht ihre Aufgaben in der Beflaggung der Stadt mit deutschen Fahnen, Einrichtung einer Bücherei ohne Bücher, Oeffnen von Kinos, Soldatenheimen usw. Die Aufgaben werden ihr allmählich vom Ic der Divisuion aus der Hand genommen.

VIII.) Judenfrage
Geheime Feldpolizei und Sicherheitsdienst (SD) wirken zusammen bei der Bekämpfung jüdischer Übergriffe. Sämtliche Juden sin durch Abzeichen gekennzeichnet. Eine grosse Zahl von Erschiessungen hat bereits stattgefunden. Ich habe mit dem sehr loyalen Führer des SD, Obersturmbannführer Dr Filbert, vereinbart, dass diese Erschiessungen möglichst unauffällig statfinden und der Truppe verborgen bleiben. Als vorgestern nacht, angeblich auf das Unterkunftgebäude des SD, Schüsse abgegeben worden waren, liess der SD am Sonntag 300 Juden erschiessen. Dies sollte zur Abschreckung der Bevölkerung durch Anschlag bekannt gegeben werden. Dies habe ich verhindert. Trotzdem erschien eine kurze Notiz darüber in der hier von der Propaganda-Komp. herausgegebenen Soldatenzeitung ‘Der Durchbruch’, was beweist, dass die Prop.-Komp. noch nicht gelernt hat, mit der Division zusammen zu arbeiten.

IX.) Disziplin
Bei Eintreffen des Div.Stabes was Wilna von deutschen Truppen überfüllt. Auf den Strassen herrschte ein regelloser Autoverkehr. Die wenigen Lokale waren von deutschen Soldaten überfüllt. Jeder tat, was ihm beliebte. Niemand kehrte sich um die Verkehrsregeln. Hier ist allmählich Besserung eingetreten. Der Strassenverkehr und Lokale werden durch Heeresstreifen und Streifen der Division überwacht. Eine Arrestanstalt ist eingerichtet, es bleibt aber noch viel zu tun übrig, zumal die Offiziere der hier nicht bodenständigen Einheiten nicht mit gutem Beispiel vorangehen.


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Text 2:

NOTICE: Yesterday, Sunday afternoon, shots were directed from an ambush at German soldiers in Vilna. Two of these cowardly bandits were identified--they were Jews. The attackers paid with their lives for their act--they were shot on the spot. To avoid such hostile acts in the future, new and severe deterrent measures were taken. The responsibility lies with the entire Jewish community.

All Jews, men and women, are forbidden to leave their homes from today at 3 o'clock in the afternoon until 10 o'clock in the morning [Tuesday, when the shootings in fact began at Ponar]. Exceptions will be made only for those Jews and Jewesses who have valid work-passes. This order is for the security of the population and to protect the lives of the inhabitants. It is the duty of every honest citizen to cooperate in preserving quiet and order.
Vilna, September 1, 1941 [Monday]
Gebeitskommissar of the City of Vilna, Hingst

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